"Man
sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar" - Literaturtipp - Der kleine Prinz von Antoine de Saint-Exupéry
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Der Kleine Prinz (Antoine De Saint -Exupéry) |
Am Kindertag diese Woche dachte ich mir, dass es eigentlich nicht nur ein wichtiger Ehrentag für die
kleinsten wundervollen Bürger unserer Welt sein sollte.Egal wie alt wir sind, könnte der 01. Juni uns auch an unser inneres Kind erinnern. Denn es sollte meiner Meinung nach immer als ein Teil von uns erhalten
bleiben. Das heißt sich begeistern zu können wie ein Kind, mal gerade heraus zu
sagen, was man denkt und vor allen
Dingen die Welt mit den Augen eines Kindes zu betrachten. Deshalb habe ich mir
überlegt, meinen ersten Artikel in meiner neuen Rubrik
„durchgeblättert“ mit Literaturtipps und - kritik, einem „Kinderbuch“ zu widmen.
Vermutlich hat es jeder schon einmal gelesen, weil es eine so kurze schöne
Geschichte ist, hinter der viel steckt wie Themen über Freundschaft, Liebe und
Kindheit oder weil man irgendwann einmal in der Schule dazu gezwungen wurde (... seien
wir doch einmal ehrlich). „Der kleine Prinz“ vermittelt für mich mit viel Warmherzigkeit,
Intelligenz und Humor eine wesentliche Botschaft: Behalte
deine Fantasie und die Neugierde wie die eines Kindes, mit deren man die Welt entdecken
kann. Dann erkennt man auch in den kleinen scheinbar so alltäglichen Dingen die
verborgenen Wunder und Geheimnisse der Welt.
Der
Kleine Prinz ist eigentlich gar nicht unbedingt nur ein Buch für Kinder.
Deshalb setzte ich „Kinderbuch“ auch in Anführungsstrichen. Ich finde sogar, dass
viele Botschaften zwischen den Zeilen zu lesen sind, die man als Kind vielleicht noch
nicht zwangsläufig bewusst wahrnimmt. Trotzdem ist es auch für Kinder geschrieben und in einer leichten, farbenreichen Sprache gehalten. Das Buch wird aus der Perspektive des Ich – Erzählers geschrieben, einem Piloten, der in der Wüste
notlandet. (Vieles stimmt mit der Biographie Saint-Exupérys überein). Vom Alter her scheint der Erzähler sehr erwachsen, möchte aber im inneren die Welt
wie ein Kind entdecken und nicht zu „den großen Leuten“ gehören, wie er die sturen Erwachsenen
beschreibt. Das sind solche, die zum Beispiel bei seinem Bild einer Schlange, wie sie gerade einen Elefanten
verschlungen hat, nur einen Hut erkennen. Das zeigt die witzigen leicht ironischen Züge des Buches, als dass das
Erwachsensein ein wenig ins Lächerliche gezogen wird. Man befasse sich nicht mit den Kleinigkeiten oder schaue hinter die Fassaden der Natur. Andererseits
reagieren wir manchmal so erwachsen. Klar muss auch mal eine Schlange verdauen
und vielleicht sogar einen Elefanten, aber wir würden es wahrscheinlich seichter ausdrücken, gerade in der Gegenwart vor Kindern. Aber der Ich-Erzähler gibt damit das Gefühl auf
Augenhöhe mit den Kindern zu sein. Er spricht sie direkt an, denn sie sollten eben nachsichtig mit den
Erwachsenen sein. In dem Moment habe ich darüber nachgedacht, ob ich eigentlich auch
so erwachsen denke. Da man sich bereits mit dem Piloten und seinen Gedanken identifiziert, empfindet man es gleich als etwas unsympathisches, zu denken wie die "großen Leute". – aber ich muss zugeben,
dass ich wohl auch keine Schlange erkannt hätte, die einen Elefanten
verschlingt - (aber auch für einen Hut finde ich es keine typische Darstellung).
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Hut oder eine Schlange, die einen Elefanten verschlingt? |
Eines
Tages taucht der kleine Prinz auf, der das natürlich genau weiß, als der Pilot
die Schlange malt. Er möchte, dass der Pilot ihm hingegen ein Schaf zeichnet. Doch
scheint er nicht mit einem einzigen Vorschlag zufrieden. Erst als der Ich-Erzähler aus leichter Verzweiflung einen Karton malt, indem das Schaf sich befinden könnte, ist der Prinz zufrieden. Er
hat genug Fantasie, mit der er das Tier im Karton lebendig werden lassen kann. Es soll für seinen
kleinen Heimatplanet sein, der so winzig ist, dass der kleine Prinz immer nur ein Stück mit
seinem Stuhl weiterrücken muss, um wieder einen seiner geliebten Sonnenaufgänge zu sehen.
Der kleine Prinz scheint die verkörperte kindliche
Neugierde zu sein. Er stellt unzählige Fragen, beantwortet allerdings nie eine des
Ich-Erzählers, da er davon ausgeht, dass letzterer ihn wortlos versteht. Das müsste man vielleicht
mal auch einen Tag lang wieder so machen, ganz viele Fragen stellen, aber nicht
eine beantworten. Es erinnert mich an diese unendlichen Warum-Fragen, die man
als Kind stellt. Man ist neugierig, möchte aber nicht zwangsläufig eine
Antwort. Man bewundert die Wunder der Welt, aber man akzeptiert sie auch so und wundert sich nicht darüber.
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Ein Schaf im Karton ist ein gezähmtes Schaf |
Trotzdem
öffnet sich der kleine Prinz nach und nach und erzählt mehr von sich und seinem
Planeten. Zu Hause wuchs eine Rose mit vier Dornen, dessen Wesen er erst nicht
verstand, bis er sie verlassen sollte um zu reisen. Sie schien wankelmütig und
launisch und konnte zickig mit ihren Dornen spielen. Doch während seiner
Entdeckungsreise des Universums bis zur Erde begreift er immer mehr, wie wichtig
und einzigartig sie für ihn erscheint und wie wunderschön sie eigentlich für ihn persönlich ist. Die
Rose wirkt hier charmant als die personifizierte Frau (dazu muss ich
mit einem Zwinkern beifügen, dass man darüber ja nun streiten kann, wie typisch und
charakteristisch es wirklich ist…..). Aber die Rose die
in Gedichten und in der Literatur häufig für Liebe und vor allen Dingen auch
Leidenschaft steht, könnte auch von Saint-Exupéry gewählt worden sein, um mehr
noch die besondere Liebe des kleinen Prinzen illustrativ zu beschreiben.
Während
seiner Reise lernt der kleine Prinz seltsame Personen kennen, die allesamt wie „große Leute“
zu denken scheinen und in erster Linie nur an sich denken. Auf der Erde entdeckt er einen
Garten voller Rosen und ist zu Beginn enttäuscht, da seine Rose vorgab
einzigartig auf der Welt zu sein. Ein kleiner Fuchs aber soll ihn vom Gegenteil
überzeugen. Der Fuchs wollte vom kleinen Prinzen gezähmt werden und erklärt den
Begriff "zähmen" damit, sich vorsichtig miteinander bekannt zu machen und sich damit langsam gegenseitig
Vertrauen zu schenken. Man lernt die Besonderheiten und Wesensarten des Gegenübers kennen und lernt damit auch den anderen zu mögen und zu vermissen. Letztendlich schickt der
Fuchs den Prinzen los, noch einmal zu dem Garten zurückzukehren, um sich
bewusst zu werden, dass seine Rose in ihrer Art dennoch einzigartig bleibt.
Denn der kleine Prinz hat sie gezähmt und so ihre individuelle Persönlichkeit
kennen gelernt.
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Die Rose als personifizierte Frau und Symbol für die Liebe? |
Es ist für mich eine unglaublich schöne Beschreibung von wahrer
Freundschaft und Sehnsucht nach geliebten Dingen. Freundschaft und Liebe aber
auch das Gefühl, uns wichtige Menschen verlassen zu müssen und vermissen zu
lernen, werden allesamt liebevoll und bildlich beschrieben. Es ist eben auch wichtig und nicht der Sinn des Lebens, allein an sich zu denken wie die seltsamen Leuten der vielen bereisten Planeten vom kleinen Prinzen. „ Man sieht nur mit
dem Herzen gut, das Wesentliche bleibt für unsere Augen verborgen.“ Das ist das
Geheimnis, was der Fuchs dem Prinzen beim Wiedersehen verrät. Genau das ist für
mich auch die wesentliche Botschaft der Geschichte. Denken wir also bitte an unser
inneres Kind und sehen mit dem Herzen und das nicht nur am Kindertag. Lasst uns die Welt mit Kinderaugen entdecken, über die
scheinbaren alltäglichen Unwichtigkeiten staunen und uns freuen - freuen über unsere wahren Freunde, all die uns wichtigen Menschen, mit denen wir herzzerreißend lachen können, die egal was passiert,
stets für uns da sind und wir deshalb immer in unserem Herzen haben, egal wie lang und wie weit sie gerade entfernt scheinen. Diese sind unsere kleinen Prinzessinnen und Prinzen, die uns gezähmt haben.
Mein
Text ist genau denen gewidmet.
Verwendete und weiterführende Literatur:
Antoine De Saint-Exupéry: Der Kleine Prinz. Mit Zeichnungen des Verfassers, Düsseldorf 2000 (erstmals erschienen 1946).
Auch wenn ich das Buch nie mochte (beim Lesen deines Artikels kam es mir so vor, als hätte ich es nie gelesen), habe ich gerade ein paar Dinge bezüglich meiner selbst überdacht. Danke für den Gedankenanstoß!
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